DCF77-Zeitzeichenempfang

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Kürzlich habe ich eine defekte Funkuhr geschlachtet. Die Platine mit der Ferritantenne wollte ich aber aufheben, denn vielleicht kann man das Ausgangssignal noch mal gebrauchen. Insgesamt hatte die Uhr zwei Quarze und drei vergossene ICs für Uhr, Motortreiber und 77,5-kHz-Empfänger. Mich interessierte nur der Empfänger. Wenn man sich die Platine genau ansieht, gibt es vier Leitungen zum Empfänger-IC. Man erkennt die beiden Anschlüsse für die Stromversorgung. Es bleiben eine Leitung zum Aktivieren des Empfängers und eine Leitung für das Ausgangssignal. Diese beiden wurden durchtrennt und anders angeschlossen.

Nach etwas Probieren war klar: Der Einschalt-Eingang muss permanent an Masse gelegt werden, wozu ein Kupferdrähtchen eingesetzt wurde. Die vierte Leitung ist dann der Ausgang. Hier erscheinen die positiven Impulse des Zeitzeichensignals. Damit man etwas sieht, habe ich eine superhelle LED gegen Masse angeschlossen. Statt 1,5 V muss die Platine nun mit 3 V betrieben werden. Und tatsächlich: Man sieht jede Sekunde einen schwachen Lichtblitz, wobei der letzte Impuls in jeder Minute ausbleibt. Das reicht schon, um den Anfang einer Minute zu erkennen. Wenn man noch genauer hinsieht, erkennt man kurze Impulse (100 ms) und lange Impulse (200 ms). Damit wird die Uhrzeit in digitaler Form gesendet.

Und dann wollte ich den Sender DCF77 in Mainflingen bei Frankfurt auch einmal direkt hören. Mit einem Audion sollte das kein Problem sein. Der Kosmos-Radiomann brauchte nur eine spezielle Spule. In der Bastelkiste lag noch ein dicker Ferritstab mit 14 mm Durchmesser und 14 cm Länge. Darauf kamen 70 Windungen und 250 Windungen CuL 0,3. Eine Drahtantenne von 10 m Länge wurde direkt an das obere Ende des Schwingkreises angeschlossen. Mit stark angezogener Rückkopplung konnte der Sender auf 77,5 kHz klar gehört werden. Er sendet einen Dauerträger, der für die Dauer der Impulse auf kleinere Leistung geschaltet wird. Man hört einen Ton mit kurzen und längeren Lücken.

Mit anderen Ferritstäben muss man vielleicht etwas probieren, bis man die richtige Frequenz trifft. Manchmal hilft es, die nicht verwendete Hälfte des Drehkos mit anzuschließen. Man kann auch weitere Kondensatoren parallel schalten oder die Antenne über einen Koppelkondensator anschließen. Beim Bau eigener Spulen beobachtet man oft, dass die Rückkopplung schon bei sehr kleiner Anodenspannung einsetzt. Dann sollte man die Kathodenwicklung verkleinern, um einen günstigeren Arbeitspunkt zu erreichen. Auf dem Ferritstab waren die Ergebnisse mit nur 30 Windungen wesentlich besser. Der Regler muss nun etwa halb aufgedreht werden.

Übrigens kann man die Zeitzeichen als Nullen und Einsen mitschreiben und dann mit einer Tabelle dekodiern. Hier zwei Links für den genauen Code und Software für die Dekodierung mit einem PC:
www.goblack.de/desy/digitalt/sensoren/funkuhr/dekodierung.html
www.rrs-web.net/in3her/dcf77_32.html

Die steilste Wand
erklimmt der Verstand.
(Dietrich Drahtlos)


Der Längstwellenbereich unter 150 kHz bietet auch noch andere interessante Sender. Auf 60 kHz arbeitet ein Zeitzeichensender in Rugby/England, der etwas schwächer ebenfalls mit dem Radiomann zu hören war. Die Codierung ist anders als bei DCF77, man hört manchmal Doppelimpulse. Sehr stark ist auch der Sender DCF39 in Burg bei Magdeburg auf 139 kHz. Man hört einen Dauerträger, der regelmäßig mit einem Zweiton-Trällern moduliert wird. Dieser Sender steuert verschiedene elektrische Verbraucher wie z.B. Nachtspeicherheizungen und die Straßenbeleuchtung. Und dann gibt es noch jede Menge schwächere Stationen, u.a. für die Schiffsnavigation und für den Funkverkehr mit U-Booten. Auch Amateurfunk findet man hier, bei 136 kHz und bei 73 kHz.


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