Der selbstladende LED-Blitzer
Eine
grüne LED, zwei Widerstände mit 10 MOhm, zwei keramische Kondensatoren
mit 100 nF und ein Tastschalter, das ist alles. Aber wenn man auf die
Taste drückt, entsteht ein deutlich sichtbarer Lichtblitz. Danach muss
man einige Zeit warten, bis die Schaltung bereit für einen neuen Blitz
ist. Woher stammt die Energie? Auf den ersten Blick denkt man
vielleicht, da ist irgendwo noch eine Batterie versteckt. Manch einer
könnte auch denken, dass dies das lang gesuchte Perpetuum Mobile ist.
Wieder andere könnten vermuten, dass die Schaltung freie Energie aus
dem All anzapft.
Die Wahrheit ist ganz einfach: Jede LED ist zugleich auch eine
Fotodiode und kann wie eine kleine Solarzelle eingesetzt werden. Die
grüne LED liefert sogar eine Spannung bis zu 2 V, allerdings nur extrem
kleine Ströme. Die LED selbst wandelt also Licht in elektrische Energie
um und lädt damit ganz langsam die Kondensatoren auf. In hellem
Sonnenlicht kann eine Spannung bis 2 V erreicht werden, die ausreicht,
um die LED bei Dunkelheit ganz schwach leuchten zu lassen. Allerdings
ist der Helligkeitsunterschied so groß, dass man das schwache LED-Licht
nicht sehen kann. Deshalb wird hier ein Trick angewandt.
Die Kondensatoren liegen nicht direkt an der LED, sondern über
Widerstände von 10 M. Beim Laden geht zwar etwas Energie verloren, aber
das spielt kaum eine Rolle, weil der Ladestrom sehr klein ist. Effektiv
liegen beide Kondensatoren parallel und werden also auf die gleiche
Spannung bis etwa 2 V geladen. Drückt man auf den Tastschalter, legt
man damit beide Kondensatoren in Reihe und bekommt damit eine höhere
Spannung bis etwa 4 V. Bei dieser hohen Spannung fließt ein großer
Strom durch die LED und erzeugt einen Lichtblitz. Die Kondensatoren
werden in einem kurzen Moment weitgehend entladen. Gleichzeitig liegen
nun die Widerstände parallel zu den Kondensatoren und entladen sie
völlig. Der größte Teil der geladenen Energie geht aber an die LED.
Die Schaltung wurde schon einmal mit dem Elektronik-Experimentiersystem unter dem Stichwort LED als Solarzelle
ausprobiert, dort aber mit größeren Kondensatoren von 10 µF und mit
zwei LEDs. Mit den relativ kleinen Kondensatoren bekommt man zwar auch
nur relativ kleine Lichtblitze, aber dafür lädt sich die Schaltung
recht schnell wieder auf. Bei üblicher Arbeitsplatzbeleuchtung dauert
das nur eine oder zwei Minuten, bei vollem Sonnenlicht nur eine
Sekunde. Damit kann man abschätzen, welchen Ladestrom die LED liefern
kann. Wenn man ganz grob davon ausgeht, dass die LED 2 V braucht um zu
leuchten, muss jeder Kondensator bis auf 1 V geladen werden. Der
Ladestrom ist dann I = U * C / t, also I = 1 V * 100 nF / 1 s = 100 nA.
Der Ladestrom beträgt also ca. 0,1 µA bei vollem Sonnenlicht. Das
Sonnenlicht hat eine Helligkeit von 100.000 lux. Eine typische
Arbeitsplatzbeleuchtung hat rund 1000 lux, also etwa 100 Mal weniger.
Der Ladevorgang dauert damit rund 100 s, weil der Ladestrom nur noch
ca. 1 nA ist.
Das Blitzlicht habe ich auch noch in einer zweiten Version mit
größeren Kondensatoren von 1 µF aufgebaut. Als ich kürzlich mal
entdeckt habe, dass es solche Vielschichtkondensatoren auch mit 1 µF
gibt, habe ich mir ein paar bestellt. Sie kommen hier erstmalig zum
Einsatz. Man könnte aber auch Folienkondensatoren verwenden. Nur Elkos
haben meist einen zu großen Leckstrom. Die verwendete LED ist diesmal
ein Typ mit eingebautem Vorwiderstand von 1 kOhm. Im Endergebnis ist
der Lichtblitz deutlich heller. Aber dafür muss man zehnfach länger
warten, bis die Kondensatoren für den nächsten Blitz wieder ausreichend
geladen sind.
Die Schaltung eignet sich übrigens gut dazu, Leute zu verblüffen oder
reinzulegen. Oder für eine Zauber-Show. Nur der Magier selbst kann
einen Lichtblitz herbeizaubern, indem er lange genug seinen Zauberstab
schwingt und einige lateinische Worte murmelt. Die Zuschauer dürfen
danach auch mal auf den Knopf drücken, aber nichts passiert. Zum Beweis
wird dann wieder gezaubert. Das funktioniert, weil nur der Magier
abschätzen kann, wie lang die Ladezeit sein muss.
Nachtrag von Jürgen Heisig
Ich
habe heute auch mal ein wenig mit der Idee gespielt. Meine Lösung: Drei
LEDs (gelb, klar) in Reihe laden einen Kondensator auf, (bei Sonne
4...4,5V), dann werden zwei der LEDs kurzgeschlossen -> Lichtblitz.
Bei voller Sonneneinstrahlung ist selbst ein 1µF-Kondensator in max. 2
Sekunden geladen. Die eingebauten "Reflektoren" bewirken eine starke
Richtungsabhängigkeit beim Sonnenlicht. Bei großen LEDs (8 mm) wird
dieser Effekt unangenehm groß, also lieber bei 5 mm bleiben ...
Verfünffachung der Ladespannung von 73 Norbert Renz
Ich habe den Ledpulser ebenfalls ausprobiert, und da ich in meiner
Bastelkiste noch einen alten 4-fach Kippschalter gefunden hatte, habe
ich noch getestet was passiert, wenn die Spannung verfünffacht wird.
Als LED hatte ich eine welche schon bei 1mA hell leuchtet. Der schwache
Blitz wird tatsächlich etwas heller. Für eine Helligkeitsverdoppelung
benötigt das Auge laut Physikbuch aber mindesten die 10-fache Leistung.
Theoretisch lässt sich die Energieausbeute nochmals verdoppeln, wenn
man nicht direkt entlädt, sondern eine Spule in Reihe zur Diode
schaltet. Mit 100mH konnte ich tatsächlich etwas Helligkeit gewinnen.
Die Schwingkreisfrequenz lag rechnerisch bei 4kHz. Mit 22mH war es
schlechter, 8kHz scheint der LED zu viel zu sein. Erst hatte ich
Bedenken, da die Entladezeit-Konstante 2,5 mal kleiner als beim
Verdoppler ist und schon nahe an der Prellzeit des Kippschalters liegt.
Die 10MOhm liegen ebenfalls 2x parallel zu den inneren Kondensatoren.
Es klappt auch nicht immer gleich gut mit dem Lichtblitz. Die Kontakte
müssen möglichst gleichzeitig schalten, die Spulen scheinen dies
ebenfalls zu verbessern. Das Aufladen dauert jetzt auch länger. Nach
der Filtertabelle steigt die Zeitkonstante mit der Wurzel aus der
Anzahl Stufen, und bei den inneren Kondensatoren liegt jeweils ein
Widerstand extra in Reihe. Diese Vervielfacherei nennt sich
Marx-Generator (Siehe WP).
LEDs laden Elkos von Leander Hackmann
Auch ich habe in einer freien Minute den Aufbau ausprobiert, allerdings
in separater Form in Reihenschaltung und mit 10µF-Elkos. Die
Aufladezeiten zwischen den Lichtblitzen sind in etwa reproduzierbar;
mir kommen sie etwas länger als beschrien vor, was an den Elkos liegen
könnte. Auf jeden Fall ein spannendes kleines Experiment, wo es sich
mal wieder lohnt noch weiter zu forschen!
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