Ein Kohle-Oszillator

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Opas Telefon hatte noch ein Kohle-Mikrofon. Zwei solche Geräte stehen bei mir noch rum. Im Keller habe ich den Hörer abgenommen und bekam ein Freizeichen. Himmel hilf! Keine Ahnung, wo das Gerät angeschlossen ist und unter welcher Nummer es angewählt werden könnte. Jedenfalls habe ich mir das Kohlemikrofon aus dem Hörer geliehen.



Ich habe nämlich von Henning Polzer von der Idee gehört, dass man damit einen Oszillator bauen kann. Klar, das müsste gehen, denn ein Kohlemikrofon kann Signale verstärken. Es ändert nämlich seinen Widerstand im Takt der Schallwellen. Und wenn ich eine größere Spannung anlege, wird das Signal stärker.


Man müsste also ein Kohlemikrofon mit einem Lautsprecher in Reihe schalten. Allerdings ist das Mikrofon relativ hochohmig. Gemessen habe ich 600 Ohm. Dabei ändert jede Erschütterung den Widerstand, sodass bis zu 2000 Ohm möglich sind. Man muss daher mit einem Transformator für eine Anpassung an den Widerstand des Lautsprechers sorgen.



Nach ein paar Versuchen hat es funktioniert! Ich verwende einen Lautsprecher mit 32 Ohm und einen kleinen Netztrafo, dessen Daten ich nicht genau kenne. Das Mikrofon liegt in Reihe zur 230-V-Seite des Trafos, der Lautsprecher an der Ausgangswicklung. Außerdem habe ich Lautsprecher und Mikrofon an ein Rohr gelegt, eine alte Kaugummi-Dose. Wenn ich nun eine Gleichspannung von 12 V anlege, ertönt ein klarer Ton. Der Oszillator braucht ca. 40 mA.

Betrieb des Oszillators mit einer Morsetaste: https://youtu.be/F-bS64q2C44


Ein Literaturhinweis von Ralf Beesner



Das war anscheinend mal "Stand der Technik" - habe ein Radio-Praktiker-Büchlein von 1966 (Werner W. Diefenbach - Morselehrgang, 7. Auflage), da wurde das auch beschrieben. War aber wohl schon damals Nostalgie aus der Zeit der 1. Auflage, denn in der 7. Auflage war auch schon ein Wienbrücken-Oszillator (mit Germanium-Transistoren OC604) drin.

Nachtrag von Jürgen Heisig

Als gelernter Fernmeldehandwerker kenne ich diese Art Oszillator natürlich schon sehr lange. Es gab sogar "Pfeiftöne" als Störungsmeldung von Kunden, dann wurden einfach die Hörkapseln umgepolt. Es geht natürlich ganz ohne Übertrager - man muss halt beide Kapseln aus dem alten Telephon verwenden und "richtig" polen, läuft so ab ca. 6V. Die Kapseln müssen einen kleinen Abstand haben (ca. 1...5 mm)... Die Kohlemikros sind intern oft "verklebt", dann hilft Klopfen.

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