Der Röhren-Detektor

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Gestern kam ich an einem Sperrmüllhaufen vorbei, da lag das offene Chassis eines alten Röhrenradios. Es war ein Luxusmodell aus einem großen Phonomöbel. Aber die Röhren waren entfernt worden, der Drehko verbogen, der Ferritstab zerbrochen, die ZF-Filter abgeknickt. Welch schrecklicher Anblick, dieses völlig zerstörte Grabmal vergangener Hochtechnologie! Nur die kleinste Röhre hatten die Grabräuber übersehen: Eine EAA91! Die hab ich natürlich mitgenommen.

Die EAA91 ist eine Zweifachdiode mit einer Heizung von 6V/0,3A. Sie brachte mich auf eine Idee: Der Röhren-Detektorempfänger. Das ist die logische Weiterentwicklung des Kristalldetektors. Man soll sich dem Fortschritt ja nicht verschließen.

Alte Dinge, gut aufgehoben,
bringen den Erfinder oft nach oben.
(Dietrich Drahtlos)

Anders als eine Germanium- oder Siliziumdiode oder auch der Kristalldektektor aus Bleiglanz benötigt die Röhrendiode keine Mindestspannung, um an den Knick ihrer Kennlinie zu gelangen. Im Gegenteil: Auch ohne positive Anodenspannung erreichen immer einige Elektronen die Anode. Man kann einen Kurzschlussstrom von ca. 30 µA messen. An einem Lastwiderstand von 1 MOhm erzeugt die Röhre bereits eine Spannung von 0,5 V. Sie erzeugt sich damit von ganz allein die geeignete Vorspannung.

Zwei Dioden, ein Doppeldrehko, was liegt da näher als ein Zweiband-Radio mit Mittelwelle und Kurzwelle. Es werden praktisch zwei völlig unabhängige Radios aufgebaut, die Umschaltung erfolgt erst nach der Gleichrichtung. Das macht weniger Probleme als eine Umschaltung an den HF-Kreisen. Die beiden unterschiedlichen Spulen bestimmen die Frequenzbereiche. Das Ausgangssignal wird dann z.B. PC-Aktivboxen zugeführt. Die Trennschärfe ist in beiden Wellenbereichen gut, weil die Gleichrichterschaltung sehr hochohmig ausgelegt ist. Und das Beste: Ein echter Röhrenklang!

Das neue Radio bekam übrigens auch eine neue Antenne. Dazu wurde das Kupferrohr der Heizung angezapft. Es ist zwar an einer Stelle geerdet, bildet jedoch zusammen mit dem Erdleiter der Steckdose eine große Leiterschleife, die als magnetische Antenne funktioniert. Gegen den Schutzleiter der Steckdose wurde ein Gleichstromwiderstand von weniger als 1 Ohm gemessen. Es wurden verschiedene Arten von Ankopplungen probiert. Am effektivsten war eine kapazitive Kopplung mit einem kleinen Kondensator mit ca. 30 pF. Mit dieser Antenne können zahlreiche Sender empfangen werden. Ferne europäische Sender können auf Kurwelle immer, auf Mittelwelle vor allem am Abend gehört werden.

Siehe auch: Kurzwellendetektor mit LS-Verstärker


Nachtrag: Einsatz einer Batterieröhre

Jogi schlägt den Einsatz einer DA90 vor. Die Heizspannung beträgt dann nur 1,4 V. Er weist außerdem darauf hin, dass man die Kennlinie jeder Röhre durch Ändern der Heizspannung verschieben kann.
www.jogis-roehrenbude.de


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