Das magische Auge

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In meinem Keller steht eine große Kiste mit vielen alten Röhren, die dort seit Jahrzehnten ihr Vakuum bewahren. Da fand ich auch ein magisches Auge EM85. Es muss wohl mal in einem Radio als Abstimmhilfe gedient haben. Und jetzt leuchtet es wieder! Nicht nur das, es erzeugt eine langsam schwingende Bewegung und trägt so aktiv zur mentalen Entspannung des Betrachters bei.

Video: http://youtu.be/j2LQAuSjoqs

Die Röhre braucht 6,3V/0,3 A für die Heizung und 250V bei ca. 2 mA für die Anode. Zur Versorgung dient der kleine Spannungswandler des Blitzgeräts aus einer alten Kamera. Die Schaltung wurde etwas verändert, damit sie mit 6 V versorgt werden kann. Außerdem wurde ein Regelkreis für stabile 250 V eingebaut.

Der Spannungswandler erzeugte ursprünglich eine negative Spannung. Mit einer geänderten Gleichrichtung kommt nun + 250 V raus. Der Regelkreis verwendet die vorhandene Glimmlampe als Spannungsreferenz. Sie weist eine stabile Brennspannung von 200 V auf und arbeitet ähnliche wie eine Zenerdiode für höhere Spannungen.

Das magische Auge besitzt eine Leuchtschicht auf der Blechanode, dem Leuchtschirm. Eine Ablenkelektrode sorgt für den variablen Winkel. Die Leuchtflächen wachsen mit der Ablenkspannung. Zur Steuerung ist eine Spannung zwischen ca. 100V und 200 V nötig. Die Röhre enthält deshalb neben der eigentlichen Leuchtröhre eine zusätzliche Triode. Mit einem Anodenwiderstand von 470 k erhält man die notwendige Verstärkung. Am Gitter der Triode muss nun eine Spannung zwischen 0 und ca. -10 V angelegt werden, um den vollen Aussteuerbereich zu erzielen. Üblicherweise wurde die Röhre direkt von der negativen Regelspannung der ALC des Radios gesteuert.

(Bild aus der umfangreichen Sammlung von Åke Holm)

Hier wurde ein kleiner Sinusgenerator mit einer Frequenz von rund 1 Hz gebaut, um das Gitter der Röhre anzusteuern. Die Betriebsspannung kommt von der hochgelegten Kathode der Röhre. Die Leuchtflächen schwingen nun dauernd hin und her.

Die ganze Schaltung wurde in einer Bleckdose untergebracht. Oben auf dem Deckel steht die Röhrenfassung. Zwei lange Schrauben sorgen für den nötigen Abstand und halten die Fassung und die Zusatzplatinen. Das ganze Gerät kann von einem 6-V-Akku versorgt werden.


Bevor der letzte Fehler gefunden,
verstreichen oft mühevolle Stunden.
(Dietrich Drahtlos)

Das magische Auge verwendet man am besten im Dunkeln bei einem Gläschen Wein. Dank des Akkubetriebs kann es in lauen Sommernächten auch im Garten eingesetzt werden. Das grüne Leuchten und die sanften Schwingungen entspannen den Betrachter schnell und nachhaltig. Bereits nach zehn Minuten verschwinden alle schwere Gedanken. Nach weiteren zehn Minuten fällt der Betrachter in Trance, wobei keine Garantie dafür übernommen werden kann, dass er auch wieder aufwacht.


Links zum Thema:
Aufbau und Funktion der EM800: http://people.freenet.de/a-freak/historisch.html
Fotos der EM800 in Aktion: http://www.die-wuestens.de


Nachtrag: Magnetische Ablenkung

Stefan Huber berichtet: Zum Thema magisches Auge hatte ich vor einigen Jahren ein nettes Experiment aufgebaut. Eine Röhre EM800-ähnlich (Leucht-Streifen) wurde mit geringer Steuerspannung betrieben, so dass die gesammte Anode leuchtete. Danach wurde ein kleiner Hufeisenmagnet aufgelegt. Ergebnis: die Feldlinien des Magneten wurden auf dem Leuchtstreifen als Bögen sichtbar. Durch Variation der Anodenspannung und des Magneten waren diese Muster noch zu verändern. Wesentlich schöner als das Eisenstaub-Experiment.


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