Der kleine Radiomann-Ratgeber


Der Radiomann ist anders als ein normales Radio. Er verlangt vom Anwender einiges an Geschick. Man braucht Zeit und Ruhe, nicht nur weil die Röhre erst anheizen muss. Es muss auch wirklich still sein, sonst überhört man leicht etwas. Der entscheidende Punkt ist die richtige Bedienung. Die optimale Einstellung erfordert Fingerspitzengefühl und etwas Übung. Das Audion stammt eben noch aus den Zeiten, als alles etwas ruhiger zuging. Auf Mittelwelle ist es einfacher als auf Kurzwelle, jedenfalls wenn ein starker Ortssender vorhanden ist.

Die meisten Radiomann-Besitzer setzen das Gerät ganz ohne Probleme ein und freuen sich über den guten Empfang. Falls aber etwas nicht so funktioniert wie erwartet, ist die Fehlersuche nicht ganz einfach. Deshalb sollen hier Tipps und Tricks zur Fehlersuche zusammengestellt werden.

Außenantenne: Es gibt Empfangsorte, die fast vollständig für Hochfrequenzsignale abgeschirmt sind. Probleme bereiten oft Gebäude aus Stahlbeton. Ein Audion ist weniger empfindlich als ein modernes Radio. Da hilft nur eine möglichst lange Antenne außerhalb des Hauses. Hinweise dazu findet man auf S. 12 im Handbuch. An manchen Orten fehlen starke Mittelwellensender. In Österreich ist auf Mittelwelle kaum etwas zu hören. Da muss man am Abend auf Fernempfang warten.

Röhrentest: Wenn nichts zu hören ist, sollte zuerst geklärt werden, ob die Schaltung korrekt arbeitet. Die Funktion der Röhre lasst sich am einfachsten mit dem Fingertest am Pin 7 überprüfen. Wenn man dort anfasst muss es im Kopfhörer brummen (vgl. S.17).

Rückkopplungseinsatz: Die zweite wichtige Frage ist, ob die Rückkopplung bis zum Schwingungseinssatz reicht. Bei voll aufgedrehtem Rückkopplungsregler muss mit der Kurzwellenspule ein Geräusch entstehen, wenn über den ganzen Bereich abstimmt. Auf den höchsten Frequenzen sollte man ein Rauschen hören (s. Pendelaudion, S. 26).

Antennendämpfung: Wenn das der Fall ist, ist das Audion in Ordnung und muss mit einer geeigneten Antenne etwas empfangen können. Aber Achtung, eine Antenne selbst kann bei direkter Kopplung den Schwingkreis so stark bedämpfen, dass die Verstärkung nicht mehr für den Schwingungseinsatz reicht. Eine lose Kopplung bringt der Antennenanschluss ANT 2 (vgl. S. 20).

Kontaktprobleme: Wenn auch ohne Antenne keine Eigenschwingungen entstehen, kann dies verschiedene Ursachen haben: Die Batterien könnten schon zu schwach sein. Der Schwingkreis könnte vor allem auf Kurzwelle durch Kontaktprobleme gedämpft werden, z.B. weil die Kontakte der Spule nicht fest sitzen, oder weil ein Drahtanschluss am Drehko sich gelockert hat.

Röhre einfahren: Oder die Röhre könnte eine zu geringe Verstärkung aufweisen. Oft findet man eine Verbesserung der Kathodenemission der Röhre nach einer Betriebdauer von einer Stunde. Vielleicht klappt es zuerst nur auf Mittelwelle und später dann auch auf Kurzwelle. Allgemein gelangt man auf Mittelwelle schon mit geringer Verstärkung an den Rückkopplungseinsatz, auf Kurzwelle muss die Röhre etwas härter arbeiten.

Sendeversuche: Auch in schlechten Empfangslagen sollten Versuche mit dem Audion als Sender gelingen. Dazu stellt man ein vorhandenes Radio neben den Radiomann und versucht bei stark aufgedrehter Rückkopplung im anderen Radio ein Signal zu hören. Auch damit ist das Audion in seiner Grundfunktion getestet.

Funkentest: Auch in einem völlig abgeschirmten Raum muss der Funkentest funktionieren (vgl. S. 28). Wenn man einen Lichtschalter betätigt, entsteht ein Hochfrequenzimpuls. Dieser muss im Radio als Knacken zu hören sein. Damit ist die Grundfunktion getestet. Man kann dann untersuchen, mit welchen Einstellungen man die beste Empfindlichkeit erreicht.

Ersatzröhre: Falls die Röhre einmal ersetzt werden soll, kann man eine ECC81 oder eine ECC82 verwenden. Die ECC83 hat zwar das gleiche Sockelschaltbild, aber bei 12 V zu wenig Steilheit. Andere Röhren können auch eingesetzt werden, wenn man das Gerät etwas umbaut (siehe PCL86) oder wenn man einen Sockeladapter verwendet (siehe EF95).

Externes Netzteil: Um Batterien zu sparen möchte man vielleicht ein Netzteil einsetzen. Es geht z.B. mit einem stabilisierten Steckernetzteil und einer Verbindung mit Krokodilklemmen. Achtung, Schaltnetzteile sind wegen HF-Störungen ungeeignet. Viele andere Netzteile sind nicht genügend brummfrei.

HF-Störungen: Der Radiomann hat übrigens deshalb keine Netzteilbuchse, weil Messungen in einem EMV-Labor ergeben haben, dass auf diesem Wege unerlaubt große HF-Störungen in die Netzleitung gelangen können. Mit einem Netzteil ist also die CE-Zulassung vorübergehend ungültig. Man sollte die Rückkopplung nicht mehr als nötig aufdrehen. Das Netzteil wird Teil der Masseleitung und ist damit zugleich Teil des Schwingkreises. Falls das Netzteil über eine HF-Entstörung in Form von Ferritkernen verfügt, kann dies eine zusätzliche Dämpfung des Kreises bringen. In diesem Fall hilft eine gute Erdung.

Verbogene Drehkoplatten: Wenn man bei herausgedrehtem Drehko an die Platten stößt, können sie leicht verbiegen. Dies führt dann zu einem Kurzschluss zwischen den Platten, wenn die Achse nach links gedreht wird. Die Reparatur ist jedoch einfach: Die Platten lassen sich vorsichtig wieder zurückbiegen. Mit einer Lupe kann man kontrollieren, ob überall gleiche Abstände vorliegen.

Radiomann als Preselektor (Ein Vorschlag von Andre Adrian): Der Radiomann wird zwischen Antenne und den DRM-Empfänger aus Elektor 3/04 geschaltet. " Altes und Neues passt prima zusammen! Meine 5 Meter Langdrahtantenne kommt an Ant.3 des Radiomann, der DRM Empfänger an Ant.1. Die Mittelwellenspule ist montiert, der Drehko ist ganz rausgedreht. Zusammen ergibt das wohl einen HF-Spartrafo, welcher die hochohmige Antenne mit dem niederohmigen DRM Empfänger verbindet. Dank Radiomann kann ich nun RTL auf 1440 kHz empfangen. Nun ist SNR 17dB und der Empfang klappt prima (ohne HF Spartrafo nur SNR 12dB)."

Elko gegen kratzendes Poti: Manche Anwender stört ein leichtes kratzendes Geräusch beim Betätigen des Rückkopplungsreglers. Götz (DK3IW) hat nun einen Elko mit 8 µF zwischen Schleifer und Masse angelötet. Das Kratzen ist beseitigt.