Geschichte der Experimentierkästen
Elektrizität, Chemie, Optik, Mechanik und Biologie
mit 346 Farb- und 117 Schwarz-Weiß-Abbildungen
Klaus Leder & Burkhard Kainka
https://www.amazon.de/Geschichte-Experimentierk%C3%A4sten-Elektrizit%C3%A4t-Mechanik-Biologie/dp/B0C2SM661N
Als gebundenes Buch: https://www.amazon.de/Geschichte-Experimentierk%C3%A4sten-Elektrizit%C3%A4t-Mechanik-Biologie/dp/B0C2SQ213H
Geleitwort
Experimentierkästen
zur Optik, Mechanik, Chemie und Elektrotechnik gab es bei uns zu Hause
schon ganz früh, mein Vater hat dafür gesorgt. Und die Saat ist
aufgegangen, die Naturwissenschaften haben mich nicht mehr losgelassen.
So geht es sicher vielen. Im Rückblick erinnert man sich an einzelne
Experimente und das gute Gefühlt, wenn sie funktioniert haben. So werde
ich nie vergessen, wie ich mit acht Jahren einen einfachen Elektromotor
aus dem Kosmos Elektromann mit eigenem Material aus Blech und Draht und
einem Magneten nachgebaut habe. Er war nicht perfekt, aber er lief.
All diese Erinnerungen werden wieder lebendig, wenn ich in diesem
zweiten Band zum Thema Experi-mentierkästen blättere. Einige Themen
kannte ich ja schon, weil wir sie zusammen im Elektronik-Labor.de
veröffentlicht haben. An drei Stellen bin ich auch mit
Experimentierkästen vertreten, die ich selbst mit Kosmos entwickelt
habe. Einige liegen hier noch in ihrer originalen Verpackung. Aber den
richtigen Überblick hat nur Klaus Leder. Entsprechend lag die
eigentliche Arbeit an diesem Buch voll-ständig in seinen Händen. Mein
Beitrag bestand in der Beratung und Betreuung des Projektes, dem Layout
und den formalen Dingen der Buchherstellung, weil ich damit schon
Erfahrungen habe.
Das ganze Thema ist mehr als nur ein Rückblick, denn es werden auch
aktuelle Experimentierkästen beschrieben. Interessant ist, wie sie sich
im Laufe der Jahrzehnte entwickelt haben. Die ganze Gesell-schaft hat
sich verändert, und damit auch die Kinder. Das Buch gibt einen guten
Überblick und zeigt damit didaktische Möglichkeiten für die heutige
Zeit. Wer Kinder oder Enkelkinder hat, muss sich ja Gedanken machen,
wie man das Interesse an den Naturwissenschaften wachhalten kann. Wir
alle kön-nen gespannt sein, wohin die Reise noch geht.
Viel Freude mit diesem Buch!
Burkhard Kainka
Einleitung
Experimentierkästen zu naturwissenschaftlichen Themen
gibt es in Deutschland seit dem Ende des 19. Jahrhunderts. Mit den
preußischen Schulreformen wurde eine Verbesserung der schulischen
Ausbildung angestrebt. Es wurden Realschulen und Realgymnasien
gegründet, um dem Bedarf an Facharbeitern, Ingenieuren und Chemikern in
der schnell wachsenden Industrie zu entsprechen. Hersteller von
Lehrmitteln erkannten bald, dass sich ihre Apparate auch an Familien
des gehobenen Bildungsbürgertums verkaufen ließen. Sie bewarben ihre
Produkte als beste Weihnachtsgeschenke für Knaben, räumten aber
gleichzeitig bei Nichtgefallen ein großzügiges Umtauschrecht ein. Die
Versuchsanleitungen der Sammlungen der Firma Meiser & Mertig in
Dresden wurden damals lehrbuchartig verfasst, die Autoren hatten noch
nicht eine Motivation der Adressaten in den Blick genommen. Mit der
Reformpädagogik und der Arbeitsschulbewegung zu Beginn des 20.
Jahrhunderts wurden in Pädagogik und Didaktik die Selbsttätigkeit des
Schülers und praktische Aktivitäten gefordert.
Der schweizer Reallehrer Wilhelm Fröhlich entwickelte in Zusammenarbeit
mit der Franckh’schen Verlagshandlung in den 1930er Jahren
Lehrspielzeuge, die aufgrund ihres relativ niedrigen Preises für
Landschulen und zugleich für Privatpersonen geeignet waren. Sie
enthielten keine fertigen Apparate, sondern Bausteine für den
vielseitigen Zusammenbau. Der Erfolg dieser Experimentierkästen war den
durch zahlreiche perspektivische Zeichnungen aufgelockerten Texten der
Anleitungsbücher mit Beispielen aus der Lebenswelt der Schüler zu
verdanken. Die Deckel der Lehrspielzeuge wurden mit bunten Bildern
beklebt, die Schüler beim Experimentieren zeigten, denn die Kästen
sollten selber für sich werben.
Experimentierkästen spiegeln technische, wirtschaftliche und soziale
Veränderungen ihrer Zeit wider. Die Deckelbilder der Kästen und
Werbeanzeigen ermöglichen Rückschlüsse auf den Zeitgeist der jeweiligen
Epoche. Kulturhistorisch interessant ist der Wandel der Themen,
Materialien und der didaktischen Vermittlung. Die Dampfmaschine als
Symbol der 1. Industriellen Revolution wurde im Kosmos-Kasten Technikus
(1935) zusammengebaut, im Elektromann waren es Elektromotor und
Generator, im Optikus (1968) eine Spiegelreflexkamera. In den 1950er
Jahren wurden in den USA und in Deutschland Kästen zur Atomphysik
angeboten. Die Hoffnung auf eine unerschöpfliche Energiequelle
veranlasste die Firma Wilesco zur Produktion einer Modelldampfmaschine
im Gehäuse eines Atomkraftwerks.
Sehr großzügig ausgestattete Chemie-Labore der 1970er Jahre sind
aufgrund des heutigen Wissens über Gefahrstoffe und wegen
Terrorismusgefahren vom Markt verschwunden. Anzahl und Mengen der
Chemikalien wurden mehr und mehr reduziert. Umweltthemen rückten seit
den 1980er Jahren in den Vordergrund, und es wurden Analysenkoffer
entwickelt. Als die Themen Klimawandel und erneuerbare Energien in
Gesellschaft und Politik als existenzielles Problemfeld erkannt wurden,
bot Kosmos einen Kasten Klima-Wandel (2008) und Kästen zur Solar-,
Wasser- und Windenergie (2011) an. Fahrzeugmodelle mit Brennstoffzellen
konnten gebaut werden, und es wurden Kästen zur Genetik und zur
Programmierung von Robotern herausgegeben. Die Geschichte der Radio-
und Elektronik-Experimentierkästen hat der Verfasser in einem eigenen
Buch dargestellt.
Mit der Konkurrenz durch digitale Medien und neue Spielangebote
veränderten sich die Experimentierkästen. Es werden heute kleinere und
preisgünstige Kästen produziert, um neue Kundenkreise anzusprechen.
Auch werden Kästen entwickelt, die mit Computerprogrammen und
Smartphone Versuche ermöglichen. Aufgrund der Übersättigung von
Schulunterricht und Freizeit mit digitalen Medien ist heute das
manuelle Arbeiten und Experimentieren erneut gefragt. Es gibt nun eine
Vielzahl an so genannten Mitbring-Experimentierkästen zu aktuellen
Themen.
Die Geschichte der Experimentierkästen zeigt, dass sie ein Kulturgut
geworden sind, das an der Schnittstelle von Technik, Bildung und Spiel
steht. Experimentierkästen gelten als pädagogisch wertvolles Spielzeug,
das seit 120 Jahren einen stetigen Wandel erfährt. Der Raumfahrtpionier
Wernher v. Braun besaß einen Kosmos-Experimentierkasten, und die
Nobelpreisträger Adolf v. Butenandt und Manfred Eigen empfahlen diese
Experimentierausrüstungen. Experten wie die Professoren Heinz Haber und
Hoimar v. Ditfurth schrieben Vorworte für Elektronik- und Chemiekästen.
Der Chemiker Prof. Georg Schwedt und der Neurophysiologe Prof.
Christoph v. Campenhausen arbeiteten mit an Konzepten und Anleitungen
für Kosmos-Kästen. Aufgrund des Erwerbs von Wissen und praktischen
Fähigkeiten werben die Verlage mit der Möglichkeit schulischen und
sozialen Aufstiegs. In Zeiten des Lehrermangels greifen Schulen und
Eltern auf dieses Bildungsmedium zurück.
In diesem Buch werden 138 Experimentierkästen der vergangenen 120 Jahre
mit 346 Farb- und 117 Schwarz-Weiß-Abbildungen, Quellentexten und
Beschreibungen dokumentiert. Wer früher mit einem Experimentierkasten
gearbeitet hat, wird eine Zeitreise in das Hobby seiner Jugend
unternehmen können.
Inhalt
Einleitung
6
1 Spielzeuge und Experimentierkästen im Wandel der Zeit 8
1.1 Puppenstuben, Dampfmaschinen, Eisenbahnen und Soldaten 8
1.2 Baukästen, Experimentierbücher und Experimentierkästen 15
2 Elektrizität und
Magnetismus
43
2.1 Forscher und Erfinder
43
2.2 Experimentierkästen zur Elektrizität und zum Magnetismus 51
2.2.1 Meiser & Mertig, Dresden
51
2.2.2 Ernst Plank, Nürnberg
53
2.2.3 Kosmos/Franckh‘sche Verlagshandlung, Stuttgart 54
2.2.4 Märklin, Göppingen 74
2.2.5 Siemens & Halske, Berlin
77
2.2.6 Beco, Nürnberg
79
2.2.7 Fernmeldeamt Leipzig
81
2.2.8 Geta/Stabo, Hildesheim
83
2.2.9 Quelle, Fürth
84
2.2.10 Mehano, Izola, Slowenien 85
2.2.11 Thomas Salter Science, Schottland 88
2.2.12 Piko, Sonneberg
89
2.2.13 Philips, Hamburg
90
2.2.14 Schuco, Fürth
91
2.2.15 Deutsches Museum München und MPZ 93
2.2.16 Lidl/Paget Trading, London UK 95
2.2.17 Clementoni, Baden-Baden 96
2.2.18 Kemo, Geestland
97
2.2.19 Teenii, China
98
3 Chemie
100
3.1 Forscher und Wissenschaftler
100
3.2 Experimentierkästen zur Chemie
102
3.2.1 Kosmos, Stuttgart
102
3.2.2 VEB Laborchemie, Apolda 130
3.2.3 VEB Werk für technisches Glas, Ilmenau 133
3.2.4 Ehemalige UdSSR
134
3.2.5 Schuco, Fürth
135
3.2.6 Clementoni/Galileo Redaktion 138
4 Mineralogie
140
4.1 Forscher und Wissenschaftler
140
4.2 Experimentierkästen zur Mineralogie 140
4.2.1 Kosmos, Stuttgart
140
4.2.2 Philips/Schuco, Fürth 143
4.2.3 Karstadt GmbH, Essen 144
4.2.4 USA
145
5 Optik
146
5.1 Forscher und Wissenschaftler
146
5.2 Experimentierkästen zur Optik
146
5.2.1 Meiser & Mertig, Dresden
146
5.2.2 Kosmos, Stuttgart
147
5.2.3 VEB Kamenzer Spielwaren/KS 153
5.2.4 Ars Edition, München 154
5.2.5 4M, Kidz Labs, China 155
5.2.6 Schreiber-Bogen, Esslingen 156
6 Astronomie
157
6.1 Forscher und Wissenschaftler
157
6.2. Experimentierkästen zur Astronomie 159
6.2.1 Kosmos, Stuttgart
159
6.2.2 VEB Kamenzer Spielwaren/KS 161
6.2.3: Chinesischer Hersteller 162
7 Mikroskopie
164
7.1 Forscher und Ingenieure
164
7.2 Experimentierkästen zur Mikroskopie 165
7.2.1 Kosmos, Stuttgart
165
7.2.2 Schuco, Fürth
168
7.2.3 Franzis Verlag/GEOlino 169
8 Mechanik, Wärme- und Solarenergie 171
8.1 Forscher und Erfinder
171
8. 2 Experimentierkästen zur Mechanik, Wärme- und Solarenergie 173
8.2.1 Meiser & Mertig, Dresden
173
8.2.2 Kosmos, Stuttgart
175
8.2.3 Busch, Viernheim
190
8.2.4 Chinesischer Hersteller 191
9 Biologie und
Naturwissenschaften
192
9.1 Forscher und Wissenschaftler
192
9.2 Experimentierkästen zur Biologie und zu den Naturwissenschaften 193
9.2.1 Kosmos, Stuttgart
193
9.2.2 Ars Edition, München
204
Anhang
206
Literaturverzeichnis
206
Internetquellen
207
Bildnachweis
207
Übersicht der Experimentierkästen
207