Bei
den Schätzen der Kinder gibt es auch ein paar kleine glänzende
Scheiben, die Onkel Linus „Geld“ nennt. Er hat auch die passende
Geschichte dazu, wie immer, wenn man ihn was fragt:
Mein
Freund Kalle hatte mal so ein Geldstück, und er hat sogar
herausgefunden, wozu es gut ist. Aber eins sage ich euch gleich, was
der Kalle macht, das darf man nicht nachmachen. Der ist so ein
richtiger Draufgänger, würde mich nicht wundern, wenn das irgendwann
mal schief geht. Jedenfalls ist er mit seinem Geldstück ganz früh am
Morgen runter ins Dorf gegangen und hat sich neben der Bäckerei
versteckt. Dann hat er ganz lange beobachtet, was da passiert. Die
Menschen legen Geld auf den Tisch und bekommen dafür Brot oder Kuchen
oder was sie wollen. Kaufen nennen sie das, und das ist so eine Art
Tauschen, also Geld gegen was Nützliches.
Nachdem er sich das
eine zeitlang angesehen hat wollte er es auch machen. Als dann gerade
keiner außer der Bäckerin im Laden war ist er rein gegangen und hat
sein Geld auf den Tisch gelegt. Die Bäckerin hat laut angefangen zu
kreischen, ist in die Backstube gerannt und hat von innen die Tür
abgeschlossen. Also durfte Kalle sich selbst aussuchen, was er kaufen
wollte. Er hat dann auch kräftig aufgeladen und konnte kaum noch alles
schleppen, als er aus dem Laden kam. Richtig stolz war er, zum ersten
mal selbst eingekauft! Aber plötzlich kommt der Bäcker laut schimpfend
mit einem großen Besen angerannt. Kalle konnte aber nicht so gut
rennen, weil er überladen war. Auf dem kurzen Weg bis zum Waldrand hat
er dann alles verloren. Er war richtig sauer. Mein Geld nehmen sie
gerne, und dann so eine Behandlung! In diesem Laden kaufe ich nie mehr
ein, sagt er immer.
Mutter schaute Onkel Linus böse an. So etwas erzählt man kleinen
Waschbär-Kindern nicht! Es ist noch nie etwas Gutes dabei herausgekommen, wenn
Waschbären und Menschen sich zu nahe kommen. Denkt allein mal an die vielen
Waschbären, die von Autos überfahren werden. Wir wohnen im Wald, und damit
basta.
Vater wusste auch warum: Ursprünglich stammen wir aus
Amerika, sagte er. Da gab es genügend Platz, aber ganz ungefährlich war es da
auch nicht. Dort gibt es nämlich große Tiere, die uns Waschbären gerne fressen.
Später sind dann einige unserer Vorfahren mit einem Schiff über das große Meer
gekommen, aber nicht freiwillig, sondern als Gefangene. Sie mussten in Käfigen
leben, weil die Menschen ihr Fell haben wollten. Schrecklich! Dann ist einigen
die Flucht gelungen. Jetzt leben wir hier im Wald und werden immer mehr. Hier
geht es uns gut. Aber Mutter hat recht: Haltet euch von den Menschen fern!
(C) P.Kutsch und B. Kainka