Max der Waschbär

5 Das Abenteuer mit dem Autoreifen

Immer wenn man den Menschen nahe kommt wird es spannend. Nahe am Waldrand gibt es eine Stelle wo die Waschbärenkinder ganz besondere Sachen finden können. Eine „wilde Müllkippe“ hat es mal ein Mann genannt, und das hörte sich so an als sei er nicht damit einverstanden. Aber „wild“ hört sich für kleine Waschbären gut an, so ähnlich wie frei, spannend oder interessant. Also mussten die Kinder die Sachen dort öfter mal genau untersuchen.

Da gab es einmal vier große Autoreifen, und damit konnte man ganz toll spielen. Einer musste hineinsteigen und sich innen mit Händen und Füßen gut festhalten. Die anderen konnten ihn dann hin und her rollen. Dabei konnte es ganz schön wild hergehen.

Der Waldweg geht an dieser Stelle erst etwas hinauf, aber dann folgt eine lange Strecke, wo es sanft bergab geht. Max hatte mal wieder eine Idee. Wenn alle zusammen sich sehr anstrengen, kann ein Reifen bis an die höchste Stelle gerollt werden. Von da aus müsste er dann ganz allein hinunterrollen. Was wäre ein Riesenspaß, und wenn einer ganz besonders mutig wäre könnte er sogar mitrollen.
 
So wurde es gemacht. Und der besonders mutige war der kleine Paul. Er war sich zwar selbst nicht ganz sicher, aber die anderen redeten ihm gut zu, dass er auf jeden Fall mutig genug sei. Also kletterte er in den Reifen und hielt sich ganz besonders gut fest. Dann wurde der Reifen angestoßen und rollte tatsächlich ganz allein den Weg entlang. Genau wie Max es vorausgeplant hatte!

Die drei anderen liefen nebenher und achteten darauf, dass der Reifen genau in der Mitte des Weges rollte. Ab und zu musste ihm jemand einen kleinen Stubs geben, damit die Richtung wieder stimmte. Aber dann wurde der Reifen immer schneller! Wie sehr sie sich auch bemühten, so schnell konnten die Kinder nicht rennen. Paul rief immer lauter: Anhalten! Anhalten! Aber da war nichts mehr zu machen.



Und es kam noch schlimmer! Als der Reifen immer schneller wurde, begann er auch noch zu hüpfen und zu springen. Mehrmals wäre er beinahe vom Weg abgekommen, änderte aber immer wieder die Richtung. Und dann kam plötzlich ein Mann auf einem Fahrrad entgegen! Als er den Reifen sah, war es schon fast zu spät. Er wollte ausweichen, kam dabei vom Weg ab und fiel mit seinem Fahrrad in die Brennnesseln. Zum Glück ist er weich gefallen, dachte Max. Aber der Mann schien nicht richtig glücklich zu sein sondern schimpfte sehr laut.

Paul war inzwischen ebenfalls vom Weg abgekommen und genau zwischen zwei Bäumen hindurch in einen Holunderbusch gerast. Dabei hat er sich zwar heftig den Kopf gestoßen, aber sonst ist alles heil geblieben. Dann hat er sich ganz schnell versteckt, weil der schimpfende Mann nach ihm und dem Reifen suchte.

Auch die anderen waren kurz nach dem Unglück erst einmal unsichtbar. Aus dem Gebüsch sahen sie dann nach einiger Zeit, wie der Mann das Fahrrad über den Waldweg schob. Es war ganz verbogen und konnte wohl nicht mehr fahren. Als der Mann weit genug weg war, rannten die drei so schnell sie konnten um Paul zu finden. Alle waren dann sehr glücklich, dass es ihm gut ging. Sie sagten ihm, dass er der mutigste von allen war.  Aber den Eltern sollte niemand etwas davon erzählen, damit es keinen Ärger gab. Den Reifen ließen sie im Gebüsch liegen, wahrscheinlich liegt er da immer noch.

An der Stelle wo der Mann in die Brenneseln gefallen war, waren dann auch wieder einige neue Schätze zu finden, zum Beispiel ein paar Geldstücke. Eine kleine Lampe, die man wohl Rücklicht nennt, funktionierte sogar noch. Die Kinder sahen ein schönes rotes Licht. Erst als sie wieder zu Hause waren wurde es langsam schwächer und ging dann aus. Max hat es natürlich aufgehoben. Man weiß ja nie, wozu man es mal gebrauchen kann.

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(C) P.Kutsch und B. Kainka