Walkie Talkie

Pendelempfänger und Sender mit drei Transistoren

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Mein Bruder hat mal wieder modernen Edelschrott angeschleppt: Zwei Minisprechfunkgeräte aus dem Ramschladen. Sie haben nur einen Euro gekostet, weil die Verpackung fehlte. Da musste ich gleich mal reinschauen. Erstaunlich! Die Technik solcher Geräte hat sich seit über 30 Jahren kaum geändert. Auch damals schon waren zwei oder drei Transistoren, ein Trafo und ein Quarz drin. Die einige sichtbare Neuerung ist das Elektret-Mikrofon. Offensichtlich handelt es sich um einen Pendelempfänger auf 27 MHz, wobei die HF-Stufe beim Senden als modulierter Quarzoszillator arbeitet. Ich finde das so genial einfach, dass ich hier einmal die Schaltung analysieren möchte.

Das Gerät verzichtet auf einen Lautstärkeregler. Stattdessen hat der Hauptshalter eine weitere Stufe für höhere Lautstärke. Die Platine ist so klein wie möglich gehalten. Es gibt zwei Spulen mit Schraubkernen für Frequenz und Antennenanpassung.

Der PTT-Umschalter (Push to Talk) besitzt insgesamt vier Umschaltkontakte, die kunstvoll die gesamte Schaltung in zwei Zustände bringen. Im Interesse einer besseren Lesbarkeit habe ich zwei Schaltungen gezeichnet, eine für Empfang und eine für Senden. In Empfangsrichtung arbeite die relativ breitbandige  HF-Stufe ohne Quarz. Der Quarzpendler würde in dieser Anwendung nicht funktionieren, weil er für üblichen Modulationsfrequenzen zu schalbandig ist. Diesen Teil der Schaltung lohnt es sich einmal nachzubauen (Siehe auch:  Pendlaudion für Kurzwelle). Die Pendelfrequenz beträgt ca. 60 kHz. Interessant ist auch der etwas antiquierte NF-Verstärker in Klasse A  mit Übertrager. Der 10-Ohm-Widersatnd am Ausgang ist sichtbar nachgerüstet (Beim Trafo mit durchgeschoben), vermutlich um die Stabilität beim Senden zu verbessern.



Der Empfänger (Schaltbild korrigiert von Harald Schetter)



Signal am Kolletor des HF-Transistors




Beim Senden wird der Oszillator völlig anders geschaltet und arbeitet nun als Quarzoszillator. Die Betriebsspannung wird über den NF-Verstärker moduliert. Damit ist eine relativ hohe Ausgangsleistung gesichert, wenn man bedenkt, dass der Oszillator ohne HF-Endstufe arbeitet. Ein Vorteil ist dabei, dass die Antennenanpassung beim Senden udn Empfangen gleich bleibt.



Sender



Sendesignal, unmoduliert

Das Ziel muss sein:
Billig, einfach und klein.
(Ing. Dietrich Drahtlos)


Nachtrag von Harald Schetter:

Ich hatte mir die Mühe gemacht, die Schaltung an Hand der Fotos zu rekonstruieren, herausgekommen ist die angehängte Gesamtschaltung. Nur die Bauteilwerte im mittleren Teil der Schaltung und den Kondensator am Trafo habe ich geraten. Und der Widerstand oberhalb des Mikrofons sieht auf den Bildern einer Diode zum Verwechseln ähnlich. Interessant finde ich auch den Bestückungsaufdruck der abwechselnd die Bauteilform oder das Schaltsymbol zeigt.



Ich hätte nicht vermutet, daß diese Technik nochmal zum Einsatz kommt, 1972 habe ich die angehängte Germanium-Schaltung aus einer japanischen Seifendose rausgezeichnet, ohne Quarz! Die Reichweite lag nach sorgfältigem Nachstimmen bei 500m, empfangen konnte ich es mit meinem Echophone EC1 bei 15MHz, auf  27MHz war nichts zu vernehmen. An Hand der Spulendaten kann ich heute etwa 32 MHz ermitteln, vielleicht war das Ding im Lieferzustand auch auf 27MHz abgestimmt ;-)



An dieser Uralt-Schaltung sind zwei Punkte bemerkenswert, nämlich die Gleichstromkopplung des NF-Verstärkers mit sauberer Arbeitspunktstabilisierung über alles und die Ankopplung des Lautsprecher-Mikrofons am Emitter des Eingangstransistors. Mit dieser Schaltung wird wirkungsvoll die hässliche Eigenresonanz des Mikrofons gedämpft, ein Trick, der leider nur wenigen der späteren Handquetschen zu einer brauchbaren Modulation verholfen hat. Der Widerstand dürfte etwa 10 Ohm haben, es stand wirklich nichts drauf, auch nicht auf den Trimmern.

Es gab übrigens in USA schon 1963 Bausätze mit drei Transistoren und Quarz: http://transistorhistory.50webs.com/c-100.html. Die bekannte Firma Heathkit hat Bausätze mit 4 Transistoren vertrieben, die Schaltpläne für GW31 und GW31A gibts hier: http://www.vintage-radio.info/heathkit/index.htm.
 


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