In den 1950er oder 1960er Jahren muss es üblich gewesen sein, in der Kneipe mehrere Gläser Bier zu kippen und dann seine Fahrtauglichkeit an einem Automaten zu überprüfen. Wahrscheinlich gab es damals einige, die erst nach 10 oder 20 Gläsern die volle Reaktionsgeschwindigkeit erreichten. Einen solchen Spielautomaten habe ich mit der Bitte um Reparatur bekommen. Das Teil war irgendwann in der Kneipe ausrangiert worden, dann hat es jemand für seine Kinder umgebaut und den Münzprüfer mit einer Tastschalter überbrückt.
Innen eine Überraschung: Das Gerät enthält eine Röhre, eine Triode EC92. Außerdem findet man mehrere Selengleichrichter, eine Glocke, einen Synchronmotor mit Getriebe und jede Menge Schalter und Kontakte. Der Zeiger in der Frontplatte hängt an einem Drehspulmesswerk.
Netterweise gibt es einen eingeklebten Schaltplan. Die Röhre bildet eine Art Integrator zur Zeitmessung und Anzeige am Messwerk. Der 1-µF-Kondensator am Gitter lädt sich über 300 k auf und erhöht damit den Anodenstrom bis auf ca. 5 mA. Die Zeitkonstante beträgt 0,3 s. Und die Anordnung ist zugleich ein Sample-And-Hold-Glied, sodass die Anzeige bei offenem Kontakt stehen bleibt.
Achtung, das Gerät hat keine Potentialtrennung! Bei der Reparatur musste ich deshalb äußerst vorsichtig vorgehen. Die im Schaltplan erwähnte Türsperre war nicht wirklich vorhanden, wahrscheinlich ebenfalls umgebaut.
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