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Wenn man mit der ECC86 einen Verstärker und einen Tongenerator bauen kann, ist es auch nicht mehr weit bis zum Radio. Auf der Basis einen Kosmos-Baukastens wurde ein fast klassisches Röhren-Audion für den Mittelwellen-Bereich gebaut. Zur Stromversorgung dient ein Blei-Gel-Akku mit 6 V.
Das Audion
gabs lange schon.
(Dietrich Drahtlos)
Die Schaltung entspricht fast einem zweistufigen Verstärker. Die erste Stufe dient der Demodulation und der Vorverstärkung. Die zweite Stufe ist der NF-Ausgangsverstärker und steuert direkt einen Ohrhörer mit eine Impedanz von 2 Kiloohm. Zwischen den Stufen sorgt ein Kondensator mit 500 pF dafür, dass keine HF-Signale weiter verstärkt werden. Sonst besinnt sich die Röhre leicht auf ihren ursprünglichen Zweck und erzeugt Eigenschwingungen im UKW-Bereich.
Das Radio hat einen guten Klang und empfängt den Lokalsender und am Abend mit einer ausreichend langen Antenne zahlreiche europäische Stationen. Irgendwie fühlt man sich in alte Zeiten zurück versetzt. Auch die Musik klingt irgendwie älter.
Nachtrag: Einbau einer Rückkopplung
Die folgende Verbesserungsvorschlag kam von C.B.Wirth:
"Wenn der 500pF-Kondensator durch einen veränderlichen der gleichen Größe ersetzt wird, kann damit definiert rückgekoppelt werden und eine größere Empfindlichkeit des Radios erreicht werden. Wenn kein regelbarer 500pF-Kondensator vorhanden ist, kann ein kleinerer mit parallel-liegender Festkapazität benutzt werden.Es wird also aus der Not eine Tugend gemacht! Die Schaltung wurde auf einem Holzbrettchen ganz unprofessionell aufgebaut. Der Rückkopplungseinsatz war relativ weich. An einer 5 m langen Zimmerantenne in 1,4 m Höhe über dem Erdgeschoss hörte ich gut auf 531 kHz Beromünster und auf 666 kHz SWR 4. Mein Empfansort liegt etwa 25 km östlich von Basel. Es war nicht nötig, Ferritperlen zu verwenden, um UKW-Schwingungen zu vermeiden. Die Rückkopplung ließ sich auch durch Variation der Anodenspannung gut regeln, das habe ich aber ganz primitiv über die Gesamtspannung für beide Trioden gemacht. Das ist sicher nicht optimal, weil damit auch die NF-Verstärkung verändert wird."
Dazu diese Frage eines Lesers:
Mir ist unklar, wie der 500pF-Kondensator in dieser Audionschaltung eine Rückkopplung zur Entdämpfung des Schwingkreises bewirken soll, wo doch weder eine Rückkopplungswicklung, noch sonst eine weitere Ankopplung am Schwingkreis zu sehen ist.
Antwort:
Es liegt an der Kapazität zwischen Anode und Gitter von einigen pF. Bei einem einfachen Verstärker wäre die Phase falsch, weil der Verstärker invertiert. Aber hier bringt der kleine Kondensator 90 Grad und der Schwingkreis scharf neben seiner Resonanz nochmal einige Grad. Deshalb kommt es zu Eigenschwingungen. Mit dem Drehko am Ausgang wird einerseits die Phase zurückgedreht und andererseits die HF-Verstärkung verkleinert, deshalb kann man die Rückkopplung einstellen.
Hinweis: Röhrenradio von Elektor
Bob Stuurman hat ein Röhrenradio mit einer ECC82 entwickelt, das in Elektor 1/2002 vorgestellt wird (Ausgaben in Holland und England schon 12/2001). Es gibt ein Platinenlayout und ein schönes Holzgehäuse. Kurzdaten: Zwei Kreise und Rückkopplung, Anodenspannung 60 V, Kopfhöreranschluss über Ausgangsübertrager.
Nachtrag: Historische Schaltung
Frank schicke mir die folgende Schaltung aus dem Jahre 1924. Interessant ist, dass auch nur mit 6 Volt Anodenspannung gearbeitet wurde. Man beachte, dass damals die Kapazität der Kondensatoren in der Einheit "cm" angegeben wurde. Ein cm entspricht 1,1 pF. Das Bild kommt aus "Elektronisches Jahrbuch 1965" vom Deutschen Militärverlag (DDR) und war da als Platzfüller zwischen zwei Beiträgen abgedruckt. Die Schaltung stammt ursprünglich von Manfred von Ardenne und W.Slawyk und wurde im Radio-Amateur, Heft 7, 1924 vorgestellt. Verwendet wurde eine niederländische Doppelgitterröhre mit Oxydkathode. Die Stromversorgung erfolgte über 4 Trockenelemente.