Kosmos-Mikrocontroller wiederentdeckt 2024       





2006 und 2007 war die große Zeit des Kosmos Mikrocontroller. Viele hatten einen, und es gab reichlich Resonanz. Es gab dann auch eine Version in USA. Aber irgendwann war alles ausverkauft, und Kosmos hat keine Neuauflage mehr gemacht. Ein Problem waren neuere Windows-Versionen, für die es keinen passenden USB-Treiber mehr gab.

Aus der Entwicklungsphase hatte ich noch genügend Musterplatinen, mit denen man auch ohne den eigentlichen Baukasten etwas anfangen konnte. Damals hat mein Sohn Fabian viel damit gearbeitet und einige davon auch umgebaut oder Teile für andere Projekte herausgenommen. Aber dann geriet alles in Vergessenheit.

Vielleicht geht es vielen so wie mir, da liegt noch der feine kleine Mikrocontroller-Baukasten im Schrank und schläft den Schlaf der vergessenen Spielzeuge. Aber irgendwann, vielleicht wenn die eigenen Kinder oder die Enkelkinder in das richtige Alter kommen, möchte man es wissen: Funktioniert das alles noch?

So habe ich nun nach über 15 Jahren erstmals wieder alles herausgekramt. Und ich war erstaunt, wie problemlos alles funktionierte. Im Kopf hatte ich die Probleme mit dem USB-Treiber, aber ich hatte ganz vergessen, dass die Infrarot-Schnittstelle einen RS232-Anschluss hatte. Und so eine serielle Schnittstelle hat mein PC ja noch, weil mir das auch für andere Dinge wichtig war. Das Problem betraf nur den damaligen USB-Seriell-Wandler. Und dazu gibt es ja viele Alternativen.

Auf dem Steckfeld waren noch Versuche aufgebaut, die ich sogar wiedererkenne, wenn ich die letzten Aufzeichnungen auf meiner Homepage durchlese. Da ist zum Beispiel der Versuch mit einer LED als Lichtsensor, verstärkt mit einem Transistor. Und auch die LED-Anzeige steckt noch in ihrer korrekten Position. Im Controller befand sich noch ein Programm, das ich aber nicht mehr zuordnen konnte. Zum Test habe ich dann einige Programme im Zusammenhang mit dem LED-Display geladen und ausprobiert.



Um mich wieder zurechtzufinden, habe ich das Benutzerhandbuch durchgesehen. Und ich war wieder neu begeistert, was die Vielfalt der da beschriebenen  Versuche angeht (siehe Inhaltsverzeichnis). Was habe ich eigentlich all die Jahre gemacht? Fast alle Themen waren damals schon dabei, und das lange vor Arduino, Microbit und Raspberri Pi.

Die Entwicklung hatte damals mit einem Atmel AT90S1200 begonnen, einem der ersten AVR-Controller. Er hatte noch keinen AD-Wandler und keinen UART, aber schon ein EEPROM. Noch vor Ende der Entwicklung wurde er durch den pinkompatiblen ATtiny2313 ersetzt. Der AD-Wandler wurde mit dem internen Komparator und einem RC-Glied gebildet, der UART durch Software. Kosmos wollte eine galvanisch isolierte Schnittstelle, was ein wichtiger Punkt zur Sicherheit im Kinderzimmer ist und inzwischen nicht mehr so ernst genommen wird. Deshalb habe ich eine Infrarot-Übertragung mit einem 36-kHz-modulierten Signal und einem integrierten IR-Empfänger verwendet.



Viele weitere Details gingen auf frühere Entwicklungen bei Modul-Bis zurück, wie zum Beispiel auf den Umwelt-Spion. Er hatte schon eine einfache Programmiersprache, die wir Spion-Basic genannt haben. Die PC-Software wurde von Hans-Joachim Berndt entwickelt, der dann später auch die Kosmos-Software entwickelt hat. Die neue Programmiersprache haben wir intern „Kosmos-Basic“ genannt, was sich aber nicht durchgesetzt hat.

Die Firmware für den Tiny2313 habe ich komplett in Assembler geschrieben. Inzwischen bin ich mehr in Bascom, Python und C zu Hause und kann den Assembler-Quelltext nur noch mit Mühe lesen. Aber jedenfalls steckt so viel Arbeit darin, dass ich keine Lust hätte, das noch einmal zu entwickeln. Deshalb ist es mir wichtig, den Controller in seiner originalen Form zu verwenden.  



Beim Stöbern auf meiner Seite bin ich wieder auf ein Programm-Update von Hans-Joachim gestoßen, das für die neueren Windows-Versionen nützlich ist. Denn jede Windows-Version kommt und vergeht, während der Kosmos-Mikrocontroller weiter besteht. Mit dabei sind übrigens auch alle Übungsprogramme, sodass man sich auch dann orientieren kann, wenn das Handbuch nicht mehr auffindbar ist. Jetzt kann ich also wieder spielen wie damals 2007/8. Mal sehen, ob mir neue Anwendungen einfallen. Fall ich jemand anstecken konnte und auch dort neue Ideen entstehen, würde ich mich über eine Nachricht oder einen kleinen Artikel freuen.