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Die Bezeichnung "Feldmessgerät" war Ausgangspunkt für eine Suche im Internet. In Jogis Röhrenbude gab es die gesuchten Informationen. Es handelt sich um ein Messgerät der deutschen Wehrmacht und ist damit über 60 Jahre alt. Ich habe die Spannungsbereiche überprüft: Es ist alles noch so genau wie am Anfang.
Auch das Innenleben ist interessant. Alle Messwiderstände sind aus Widerstandsdraht gewickelt, teilweise auf einen gedrehten Holz-Spulenkörper. Die Schaltkontakte erinnern an alte Telefontechnik. Das Drehspul-Messwerk hat eine Empfindlichkeit von 2 mA und einen Innenwiderstand von 100 Ohm.
Manchmal findet man alte Schätzchen dieser Art auf dem Flohmarkt, neuere eher im Bundeswehr Shop. Auch alte Röhren stammen oft aus militärischen Beständen. So habe ich z.B. die EF95 in meiner Jugend nie zu Gesicht bekommen, erst jetzt, wo sie keine strategische Bedeutung mehr hat. Dasselbe gilt für die russische 12SH1L oder die chinesische 6J2, die ebenfalls erst vom Militär losgeeist werden musste. Aber ein Gutes hat das ja: Was einmal in einem Militär-Depot liegt, wird lange und gründlich bewacht. Damit werden historische Gerätschaften konserviert und für die Nachwelt erhalten. Sonst wären vielleicht all diese Röhren schon lange zu Staub zerfallen.
Es ist traurig, dass die besten Sachen immer für das Militär gebaut werden. Aber das folgende Gerät ist völlig zivil: Ein 6-Volt-Taschenmessgerät im Gehäuse einer Taschenuhr. Es wurde bei Aufräumarbeiten in der alten Werkbank gefunden und hat vielleicht mal als mobiles Testgerät für die Motorrad-Elektrik gedient. Es handelt sich übrigens um ein Dreheisen-Messwerk, denn wenn man eine angeschlossene Batterie umdreht, bleibt der Zeigerausschlag gleich. Damit kann man also auch Wechselspannungen messen. Leider ist das Messgerät nicht mehr sehr genau: Eine alte 4,5-V-Flachbatterie hat angeblich volle 6 Volt. Wahrscheinlich wurde das Gerät in den schweren Zeiten der Inflation gebaut. Und anscheinend waren die späteren Zeiten auch nicht viel besser, denn das Messgerät hat leider kein Glas mehr und sieht auch sonst sehr mitgenommen aus.
Zufällig passt genau das Glas meiner alten Taschenuhr. Dieselbe ist ohnehin nicht mehr als Uhr in Gebrauch, sondern wegen der radiumhaltigen Leuchtziffern nur noch als Strahlenquelle zum Test von Geigerzählern. Und damit auch Alphastrahlen herauskommen, wurde das Glas bereits abgenommen. Jetzt ist die Messtechnik komplett: Spannungsmessgerät auch für die neue 3,3-V-Technik, Alpha/Beta/Gamma-Strahlenquelle und hochgenaues Zeitnormal, alles auf kleinstem Raum. Nur die Messung der Stromstärke braucht noch etwas mehr Platz, jedenfalls wenn es um größere Ströme bis 200 Ampere geht:
Ohne Messgerät
kommt die Erkenntnis spät.
(Dietrich Drahtlos)
Nachtrag: Akkutester
Gottfried Elmenreich schreibt: Das alte Messgerät ganz unten ist ein Akku-Tester. Es wird in der KFZ-Elektrik zum Prüfen der Batterie verwendet.Der Fast- Kurzschluss über die kleinohmigen Widerstände zeigt an ob die Zellen des Akkus noch gesund sind.
Weitere Informationen von Rainer Laetsch-Riedel: Es ist ein Stoßprüfer. In meiner Lehre als Kfz-Elektriker durfte ich damit noch Akkus testen. Auto und Motorrad-Akkus waren früher von oben mit Teer vergossen. Diese Schicht musste man durchstoßen um an die Zellenverbinder zu kommen und eine einzelne Zelle zu testen. Die 3 Shunts konnte man durch Festziehen der Rändelschrauben je nach Größe des Akkus dazuschalten. Wenn dann in 20-30 sec. das Schätzeisen in Richtung 0 ging und die Zelle auch noch kochte, war der Akku defekt. War der Akku vollgeladen und es floss kein Strom, dann hatte man den Teer nicht richtig durchstoßen oder vollen Plattenschluss. Dafür reichte die Anzeige 0 1 2 3, also zum Abschätzen in Richtung gut, schwach und Schrott. Das ganze ist jetzt 38 Jahre her, damals war ich 15. Wir Lehrlinge durften das selber gar nicht, das war unserem Meister viel zu gefährlich. Ob der Tester damals noch zulässig war, wage ich zu bezweifeln, heute sowieso nicht mehr. Das Problem sind die Funken die sich beim An- und Abklemmen bilden und die Gase, ein Gemisch aus Sauerstoff und Wasserstoff (Knallgas). Ich selbst habe mal einem 135-Ah-Akku gesprengt: Er war frisch geladen, der Einbau in einer Raupe unter der Kettenabdeckung. Von der Seite gab es nur ein Handloch, so dass man den Plus- und Minuspol von oben auf der Kettenabdeckung erreichen konnte. Ein kleiner Funke reichte aus, um das Gasgemisch zu zünden. Es knallte recht heftig. Unser Werkstattwagen stand 1 Meter daneben. Die Scheiben hat es alle erwischt. Ich selber bin mit dem Schrecken und einer Moralpredigt von unserem Meister davongekommen.