Röhren-Verstärker mit der ECC86

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Wie baut man mit Röhren Verstärker? Fast genau so wie mit Transistoren. Die Kathode entspricht dem Emitter, die Anode dem Kollektor. So wie über die Basis des Transistors der Kollektorstrom gesteuert wird, steuert die Gitterspannung den Anodenstrom der Röhre. Die Niedervolt-Röhre ECC86 enthält zwei Trioden mit getrennten Kathoden, Gittern und Anoden.

Wenn die Kathode glüht,
freut sich das Gemüt.
(Dietrich Drahtlos)

Die Gitterspannung ist immer negativ gegenüber der Kathode. Man kann die negative Vorspannung auf zwei Arten erzeugen. In Endverstärkern verwendet man meist einen Kathodenwiderstand, um die Spannung der Kathode gegenüber Masse etwas anzuheben. Das Gitter legt man über einen Gitterwiderstand an Masse. In Vorverstärkern verwendet man oft nur einen Gitterwiderstand. Das Gitter lädt sich selbst etwas negativ auf. Bei der ECC86 ist dieser Effekt sehr stark. Man darf deshalb nicht allzu große Gitterwiderstände verwenden, sonst wird der Anodenstrom zu klein.

Zweistufige Verstärker sind auch ganz einfach. Man hat ja in der ECC86 gleich zwei Trioden. Die Stufen koppelt man über Kondensatoren. Jede Stufe kehrt die Phase um, wie es auch bei der Emitterschaltung ist. Deshalb kann ein zweistufiger Verstärker durch eine Rückkopplung einen Oszillator bilden. Eine Morsetaste wird angeschlossen, fertig ist das Morse-Übungsgerät. Der Ton erschallt aus einem Kopfhörer mit einem Innenwiderstand von 2 Kiloohm.


Nachtrag: Kopfhörerverstärker

Frank-Andreas Schmidt schrieb:

Ich habe mal wieder in Ihrem Archiv gestöbert und, nachdem ich jetzt endlich im Besitz einer ECC86 bin, den Tipp Nr. 17 ausprobiert. Als NF-Quelle habe ich den line-out von einem CD-Walkman benutzt. Als Arbeitswiderstand der 2. Röhrenstufe habe ich einen ausgebauten Netztrafo verwendet. An dessen Sekundärseite dann mein dynamischer Kopfhörer. Der Klang kann als sehr zufriedenstellend bezeichnet werden, auch ohne extra gewickelten Ausgangsübertrager.

Natürlich hat mich der Übertrager gestört, viel zu schwer und unhandlich. Nach Recherchen in Jogi´s Röhrenbude fand ich dann den Beitrag von dem Volker Jeschkeit und dessen "eisenlosen" Kopfhörerverstärker. Ich habe, da ich nur eine ECC86 hatte, nur die "Hälfte" der Schaltung aufgebaut.

Die Bauteilwerte habe ich teils übernommen und teils "aus den Fingern gesogen" in Anlehnung an Ihren Tipp 17. Hier ein Bild der Schaltung. Sie arbeitet -bei mir- besser ("audiophiler"), wenn auch etwas leiser, als der Tipp 17-Verstärker.

Einen Nachteil gibt es: Die Schaltung hat einen signifikanten Ausgangswiderstand. Ich musste zu meinem 600 Ohm Kopfhörer noch einen ohmschen Widerstand von 470 Ohm in Reihe legen sonst gab´s hörbare Verzerrungen wenn ich das Poti ganz aufdrehte. Mit Widerstand gibt es nur eitel Freude! Aber das mag bei unterschiedlichen Hörertypen auch anders sein.

Jedenfalls ist das ungefilterter Triodensound ! Hören Sie damit mal was Klassisches oder meinetwegen auch Credence Clearwater...

Ich schließe mit Dietrich Drahtlos:

Des Ingenieurs Bedenken schwinden,
wenn sich Theorie und Praxis finden.


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